
Kfz- und Wohngebäudeversicherung unter Druck: Thomas Lanfermann im #fredwagner-Interview
Helvetia-Vorstand Thomas Lanfermann spricht über steigende Schadenkosten, die Rolle von KI und die Notwendigkeit einer präventionsorientierten Branche.Kernthemen des Gesprächs
Kfz- und Wohngebäudeversicherung: Prämien unter Anpassungsdruck
Lanfermann beschreibt die massiven Herausforderungen in den beiden größten Sparten der Kompositversicherung: „Wir müssen die Kunden daran gewöhnen, dass die Prämien weiter steigen werden“, betont er. Dabei gehe es nicht nur um eine Reaktion auf Naturkatastrophen, sondern auch um strukturelle Prämienanpassungen.
Besonders in der Wohngebäudeversicherung sei das Problem „nicht das Unwetter, sondern das viel zu tiefe Prämienniveau.“
Kostentreiber im Reparaturgeschäft und Chancen durch Gebrauchtteile
In der Kfz-Versicherung sieht Lanfermann die „exorbitanten Reparaturkosten“ als einen wesentlichen Kostentreiber. Hier könnten Gebrauchtteile eine spürbare Entlastung bringen – „ein wichtiger Bestandteil des Ganzen und auch aus Gründen der Nachhaltigkeit“, so Lanfermann.
Digitalisierung und KI: Chancen und Grenzen
Die Automatisierung von Standardprozessen gilt für Lanfermann als unverzichtbar. Ziel sei eine weitgehende Dunkelverarbeitung: „Wir müssen in der Digitalisierung auf 90% plus kommen, sonst werden wir gar nicht mehr die Leute finden, die das Ganze verarbeiten.“
Gleichzeitig bleibt für ihn klar: Bei komplexen Schäden ist „der telefonische oder persönliche Kontakt zum Kunden unersetzbar.“ KI wird als Werkzeug zur Effizienzsteigerung und zur Betrugserkennung eingesetzt – jedoch nicht als Ersatz für Empathie.
Schadenprävention als Zukunftsmodell
Ein zentrales Thema: Schadenprävention als strategischer Hebel. Lanfermann betont, dass Versicherer hier stärker in die Rolle eines proaktiven Dienstleisters hineinwachsen müssen – und dass Prävention perspektivisch auch ein Geschäftsmodell werden kann. „Wir Versicherer müssen nur dafür achten, dass wir nicht – wie in der Vergangenheit – Dinge verschenken.“
Antwort auf die Sponsorenfrage der BROCKHAUS AG
Auf die Frage von Matthias Besenfelder (BROCKHAUS AG) nach künftigen Kompetenzbedarfen in der Branche sagt Lanfermann: „Ich würde mir wünschen, dass bei allen Mitarbeitern Grundkenntnisse und teilweise fortgeschrittene Kenntnisse über die Funktionsweise von GenAI oder KI vorhanden sind.“